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Weltmeisterschaften 2010 Boras/Schweden

XIII. Mastersweltmeisterschaften im Wasserball

Hier geht es direkt zur Videosequenz - Spieldauer 16 Min.

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Ein Bericht von Ekke Kienemann

Der Boom hält an, auch wenn zu dieser Weltmeisterschaft (FINA) weniger Mannschaften gemeldet hatten. Nach Stanford (USA 2006), Perth (Australien 2008) wurde diesmal in Europa gespielt. So traf man auf höchstem Niveau wieder alte Bekannte, Konkurrenten und Freunde, aber auch einige neue Mannschaften. Der Deutsche Schwimmverband ging mit sieben Vertretungen an den Start, alle Mannschaften mit Medaillenambitionen. Da das Turnier doch zeitlich recht lang war, war auch mit entsprechendem Kräfteverschleiß und Konzentrationsmängeln zu rechnen. In unserer Altersklasse (AK 60/65) traten zudem gleich 2 Mannschaften aus einem Verein an, welche entgegen den FINA Regeln für das Abschlussranking der Meisterschaft (AK 60) mit gewertet wurden. So gab es für den SV Poseidon Hamburg kein Spiel zum Ausruhen, wir wurden in jedem der 8 Spiele gefordert. Recht schnell und deutlich setzte sich ein Quartett Cannstatt, Magdeburg, KAOS (Kalifornien) und Poseidon von den übrigen Mannschaften ab, welche sich dann im direkten Vergleich gegeneinander, abermals reduzierten. Alle Mannschaften spielten auf fast gleichem Niveau, die Tagesform entschied manchmal, so konnte jeder jeden schlagen. Auch der SV Poseidon musste sich erst einmal gegen Cannstatt (65+) mit 8:3, gegen KAOS (65+) mit 16:7, gegen Helsinki mit 13:1, gegen Perth mit 8:3 und gegen KAOS (60+) mit 7:3 durchsetzen.

WM Silber für SV Poseidon Hamburg AK60
WM Silber für SV Poseidon Hamburg AK60

So steuerte alles auf ein Duell zwischen Cannstatt und Hamburg hin, doch durch die wirklich nicht gewollte Niederlage gegen Magdeburg (2:5), erweiterte sich der Kreis wieder auf 3 Mannschaften, welche Anspruch auf Medaillen und auf den Titel erhoben. Ohne Mumm, total verunsichert, trotz 14 zu 4 Überzahlspielen gelang den Hamburgern an diesem Tage nichts! Peinlich! So ergab sich nach diesem Spiel eine Konstellation, welche sich keiner hätte vorstellen können. Bei einer weiteren Niederlage am nächsten Tag gegen Cannstatt hätte Magdeburg auf Grund des Direktvergleiches gegen Poseidon das Endspiel erreicht, den Hamburgern bliebe nur noch das kleine Finale gegen KAOS. Entsprechend ge- und bedrückt war auch am Abend die Stimmung, zwar herrschte keine Grabesstille, doch jeder der Beteiligten war in sich gekehrt, zog sich relativ früh in seine Gemächer, sprich „4 Wände“ zurück. Für Euphorie war an diesem Abend kein Platz, dafür war das kommende Spiel am nächsten Tag zu wichtig.

Der Mittwoch entschied nun über Wohl und Wehe. Pünktlich um 12:00 Uhr MEZ trafen die Kontrahenten Poseidon und Cannstatt aufeinander. Wir wollten schon aus eigener Kraft das Finale erreichen, und spielten jetzt wieder unser System, mit dem wir die ersten Spiele klar gewonnen hatten. Letztlich klappte auch hier nicht alles, ebenso wie der Gegner mussten auch wir den vorangegangenen Spielen Tribut zollen. Die Kräfte ließen deutlich nach, ganz besonders nach dem 5. Tor. Zwangsweise mussten und sollten alle Spieler eingesetzt werden, so dass Cannstatt abermals das Ergebnis verkürzen konnte. Am Ende verließen 14 glückliche Hamburger mit einem 6:4 das Bassin der Boras SIM-ARENA, denn sie hatten das Finale erreicht, unabhängig vom Spiel und Ergebnis der Magdeburger gegen KAOS. Relativ kurz war nun die Zeit, die Kräfte zu sammeln, sich zu erholen, denn am nächsten Morgen ging es um 09:00 Uhr abermals gegen die Cannstätter „Jungs“. Vorher Frühstück wer wollte, dennoch unabänderlich die recht frühe Abfahrt für den ganzen Tross. Die Spannung spürte jeder Einzelne, das übliche Flachsen, die lustigen Sprüche, nichts von alledem. Jeder versuchte für sich, die Spannung abzubauen. Und dann ging es los. Das, was wir am Vortage gut gemacht hatten, an diesem Morgen wieder Fehlanzeige. Die Pässe kamen nicht an, etliche Missverständnisse beim Anspiel, dazu ein sehr gut eingestellter Gegner, wir verschliefen wortwörtlich die ersten 2 Viertel. Erst nach dem Rückstand von 0:3 ergriffen wir die Initiative und verkürzten schnell auf 2:3. Abermals nutzten wir die vielen Überzahlspiele nicht für uns zum Positiven, vergaben leichtfertig und unkonzentriert beste Chancen, mit dem Ergebnis, wieder ausgekontert zu werden. Statt einem möglichen Unentschieden lagen wir nach 2/3 der Spielzeit wieder mit 2:5 hinten, verkürzten abermals. Am Ende fehlte uns dann die Zeit, welche wir im ersten Viertel so schmählich verdaddelt hatten, das Ergebnis mit 6:5 für Cannstatt (neuer Weltmeister AK 60+) war verdient. Mit 16 Treffern aus 7 Spielen hatten wir den besten Schützen (Roland) und Ekke den Torwart mit den wenigsten Gegentoren in unseren Reihen, das beste Torverhältnis aller Mannschaften der AK 60/65, dennoch blieb dem SV Poseidon Hamburg nur die Vizeweltmeisterschaft. Herzlichen Glückwunsch den Spielern von der Elbe, herzlichen Glückwunsch dem Weltmeister aus Cannstatt.

Das Auftreten der anderen deutschen Mannschaften war recht unterschiedlich geprägt, so gewannen die Cannstätter 65+ ihr Finale gegen KAOS 65+ eindrucksvoll und wurden ebenfalls Weltmeister, Düsseldorf dominierte in der AK 55+ und spielte sich ebenfalls auf das höchste Podest ihrer Altersklasse. Neptun Köpenick-Berlin musste anerkennen, dass zwischen einer deutschen Meisterschaft und einem internationalem Event wie EM oder WM, deutliche Unterschiede bestehen, sie zahlten in Boras Lehrgeld. Cannstatt in der AK 50+, der Favorit schlechthin, musste sich am Ende mit dem undankbaren 4. Platz zufrieden geben, auch bei ihnen versagten die Nerven, sie konnten ihr Spiel nicht über die Zeit retten. Die Konkurrenz war sehr groß, mit Dynamo Moskau (Sammelbecken ehemaliger Nationalspieler, Olympiasieger u.v.m.) , ähnliches gilt auch für die Spieler von Santa Babara/Kalifornien, welche Vizeweltmeister wurden. Bedauerlich der Auftritt der Magdeburger, welche in jedem ihrer Spiele dem Gegner Verletzungen unterschiedlichster Art beibrachten.

Kurzportrait:

Name: (Tore)

Bernt: (1) fairster Akteur, darum so wichtig für Angriff und Verteidigung
Dietrich: unser Stabilisator, mehr als nur Ersatz, darum wichtig und nötig
Dirk: (9) das „U-Boot“, man weiß nie wo er auftaucht, darum torgefährlich
Ekke: Rückhalt im Tor
Holger: (13) der „Magnet“, zieht alle Bälle an, aber auch alle Gegner
Horni: (1) der Kapitän seit 4 Jahrzehnten und erfolgreicher 5m Schütze
Kalle: (1) Centerverteidiger per Exzellenz
Lauri: (3) unser „Explosivkörper“, für besondere Momente, zündete nicht immer
Roland: (16) ein Kanonier der besonderen Art, fast immer ein Blattschuss
Rolf: der Taktiker, innerhalb und außerhalb des Wassers
Rüdiger: (6) Zug um Zug, unberechenbar seine „linke Klebe“, nur zu selten aktiviert
Scheuer:  die Konkurrenz, sitzt allen im Nacken, mit und ohne Sprüche
Walter: (6) Lückenreißer, Lückenschließer, sehr wichtig und gut, jetzt auch als Opa
Wolfgang: (9) unser „Überraschungs-Ei“, verblüfft den Gegner, uns auch

Unsere WM-Schiedsrichter erfreuten sich reger Nachfrage und Ansetzungen, bis hin zu den Endspielen aller Altersklassen, danke für Euren Einsatz: Bernt, Günter, Rolf und Ekke.

Eigens für diese Wasserball-Mastersweltmeisterschaft wurde die alte, schon vorhandene Schwimmanlage ausgebaut, modernisiert und großzügig erweitert. Ein Kleinod in dieser schwedischen Stadt Boras, auf das die Einwohner wirklich stolz sein können und sollten. Dazu eine gute Organisation, obwohl zu Beginn einige Startschwierigkeiten zu überwinden waren. Ein Lob den vielen Helfern, ob nun in der Halle am Kampfgericht, am Protokoll, der Reinigung oder als Parkplatzwächter, den Standbetreibern. Jeder trug seinen Anteil zum Gelingen dieses Turniers bei. Der Poseidon hatte diesmal eine recht kleine Gruppe von Anhängern dabei, die sich aber doch recht engagiert hervortat. Andere Mannschaften hatten „Großaufgebote“ mit nach Schweden gebracht, stimmlich/phonetisch kaum zu übertreffen. So war dem Zuschauer auch reichlich viel geboten worden, neueste Kreationen an T-Shirts, ob nun aus Brasilien, USA, Australien, Russland u.v.m., die Tauschbörse vom ersten Tag an aktiviert.

Mit unserer Meldung für das Turnier hatten wir uns auch um das Quartier für diese Zeit gesorgt und wurden ca. 30 km außerhalb von Boras fündig. Kinnahult, ein kleiner unscheinbarer Flecken zwischen Göteborg und Boras, tief gelegen in einem langgestrecktem Tal, umgeben von saftigen Wiesen und Feldern. Die Pension an sich ein altes Gut, als Pension nun mittlerweile in der 4. Generation  betrieben. Eigentlich der richtige Ort, hier seine Seele, seinen Körper nach Stress und Anstrengungen im Alltag, hier erholen zu lassen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit kann man suchen, nur was unternimmt man, wenn sich dann an 3 Tagen hintereinander die Schleusen des Himmels öffnen, es ununterbrochen regnet. So erging es den Spielern des Poseidon Hamburg, nicht nur Wasser im Bassin, jetzt auch von oben, dazu starker Wind, welcher den Regen unablässig gegen Mensch und Bekleidung preschte.

Wir sind ausgezogen, vielleicht noch einmal das Wunder von Neuseeland zu wiederholen, hier in Boras hatten wir förmlich ein „Heimspiel“, nur hat es nicht gereicht. Wir sind eine Mannschaft, wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen, auch dann feiern wir zusammen. In ca. 330 Tagen sind die Europameisterschaften der Masters in Hamburg, wir haben dort einen Titel zu verteidigen.